„Der Clown Gottes“ entstand in Anlehnung an den letzten öffentlichen Auftritt des legendären russischen Tänzers Waslaw Nijinsky (1888-1950) und zeichnet den qualvollen Lebensweg des Tänzergenies über Ruhm, Angst, Lethargie und Wahnsinn nach.
Das Stück beschreibt den Leidensweg Nijinskys und die Zeit in der Nervenheilanstalt St. Moritz, in welcher er – allmählich dem Wahnsinn verfallend – sein Tagebuch schrieb und im Suvretta House gemeinsam mit der Pianistin Bertha Asseo zum letzten Mal in seinem Leben vor Publikum auftrat. „Der Clown Gottes“ zeigt den letzten verzweifelten Kampf Nijinskys gegen seine unheilbare Krankheit, bis die Erinnerung, die Kraft und der letzte Lebensfunke erlischt. Das Stück zeichnet den qualvollen Weg des legendären Tänzers Waslaw Nijinsky in den Tod nach – ein Weg über Ruhm, Angst, Lethargie und Wahnsinn.
„Ich liebe die Possen, da ich ein Clown Gottes bin. Aber ich finde, ein Clown ist nur dann vollkommen, wenn er die Liebe zum Ausdruck bringt, wenn er das nicht tut, ist er für mich kein Clown Gottes.“
Waslaw Nijinsk, Aus seinem Tagebuch 1919
Dieser Tanz will einem schrecklichen Grenzwert menschlichen Daseins nachfühlen. Wie furchtbar muss es für Betroffene und Miterlebende sein, sehen zu müssen, wie in einem physiologisch intakten, jungen, kräftigen und schönen Körper die Steuerzentrale erkrankt, die Gehirnfunktionen biomechanisch vom Körper abgekoppelt sind. Stumpfsinn, Zwecklosigkeit, Angst, Verfolgungswahn, Zerfahrenheit und Lethargie sind verrückte äußerliche Zeichen für diese schrecklichen inneren geistigen Vorgänge. Wie beginnt diese Krankheit? Warum ist sie unheilbar?
Die Ärzte, Wissenschaftler und wir, die „Clowns Gottes“, haben keine Antwort. Diese Aufführung ist Waslaw Nijinsky, der Legende des Tanzes, gewidmet.
Dietmar und Gregor Seyffert
Über Waslaw Nijinsky
(1889-1950) war nach seinem Debüt als Erster Solist des Mariinsky-Theaters schnell zum Star der russischen Tanzszene aufgestiegen. Er verließ das Theater nach einem künstlerischen Eklat und schloß sich Serge Diaghilews „Ballets russes“ an. Bald wurde er in ganz Europa als „Tanzgott“ gefeiert. Diaghilew vertraute Nijinsky auch choreographische Aufgaben an, die bei ihrer Premiere für heftig umstrittene Theaterskandale sorgten, so „Nachmittag eines Faun“ und insbesondere Igor Strawinskys Jahrhundertwerk „Le Sacre du Printemps“. Nach dem Bruch mit Diaghilew zog Nijinsky mit seiner Familie in die Schweiz, wo er das Ende des Ersten Weltkrieges abwarten wollte. Hier begann sich eine Schizophrenie bemerkbar zu machen, die immer stärker von dem Künstler Besitz ergriff. Nijinsky starb am 8. April 1950 in London.
„Ich weiß, alle werden sagen ,Nijinsky ist verrückt geworden‘, aber mir ist das egal, denn ich habe schon zu Hause den Verrückten gespielt. Alle werden das denken, aber ins Irrenhaus wird man mich nicht stecken, denn ich tanze sehr gut und gebe allen, die mich darum bitten, Geld. Die Leute mögen die Exzentriker, deshalb wird man mich in Ruhe lassen und sagen, ich sei ein verrückter Clown. Ich mag die Geisteskranken, denn ich weiß mit ihnen zu reden. Als mein Bruder im Irrenhaus war, habe ich ihn geliebt, und er hat mich gefühlt. Seine Freunde mochten mich. Ich war damals achtzehn. Ich habe das Leben des Geisteskranken verstanden.“
„Ich bin ein Mensch im Tod. Ich bin der Gott, der stirbt, wenn er nicht geliebt wird.“
„Ich weiß, alle werden sagen ‘Nijinsky ist verrückt geworden’, aber mir ist das egal, denn ich habe schon zu Hause den Verrückten gespielt. Alle werden das denken, aber ins Irrenhaus wird man mich nicht stecken, denn ich tanze sehr gut und gebe allen, die mich darum bitten, Geld. Die Leute mögen die Exzentriker, deshalb wird man mich in Ruhe lassen und sagen, ich sei ein verrückter Clown.
Ich mag die Geisteskranken, denn ich weiß mit ihnen zu reden. Als mein Bruder im Irrenhaus war, habe ich ihn geliebt, und er hat mich gefühlt. Seine Freunde mochten mich. Ich war damals achtzehn. Ich habe das Leben des Geisteskranken verstanden.“
Waslaw Nijinsky, Aus seinem Tagebuch 1919