Jules Verne’s adventure and travel novel “Around the world in 80 days”, first published in 1873, is the base of the exciting betting tour through worlds and cultures that Gregor Seyffert stages.
On the 2nd of October 1872, the rich and eccentric Englishman Phileas Fogg in his London club bets that he can surround the world in 80 days and be back to the club punctually on December 21st 9pm. He immediately takes off with his servant Passepartout, but due to the precipitous leave he is suspected to be a sought-after bank robber of 55.000 pound sterling. Fix, an arduous Scotland Yard detective, follows him on the heels and the race against time begins...
The exciting story with its many surprising turns is the base of the visually and artistically elaborate stage version which reminds us of the times of silent pictures.
The premiere starts at 10.04.2009 in the Anhaltischen Theater.
Interview mit Gregor Seyffert, Regisseur, Choreograph und Darsteller des „Passepartout“ der Produktion „In 80 Tagen um die Welt“
Prof. Dr. Strabel: Herr Seyffert, die Überschrift zu Ihrer neuesten Produktion lautet „In 80 Tagen um die Welt“, die Unterzeile „Eine Abenteuerreise von Gregor Seyffert nach Jules Verne“. Kein Verweis auf eine Ballett- oder Tanzaufführung. Ist das Programm?
Gregor Seyffert: Mit dem Begriff ‚Abenteuerreise’ assoziiert sich für mich nicht nur Entdeckerreisen rund um den Globus, sondern auch das Abenteuer der Entdeckungen im Theater selbst.
Die Verbindung und Verschmelzung der unterschiedlichsten Sparten macht die Theaterarbeit für mich so reizvoll. Eigentlich müsste ich ein neues Genre definieren, um den Einsatz von Tanz, Musik, Sprache, Stummfilm zusammenzufassen, was wiederum nur eine neue, einseitige Begriffsfestlegung zur Folge hätte. Vielleicht könnte man die Arbeit mit ‚Tanz Film Musical’ am besten umschreiben.
Prof. Dr. Strabel: Sie erwähnen Film, wie kann man sich das vorstellen; werden hier Szenen gezeigt, die man auf Grund der großen geographischen und kulturellen Entfernungen im Stoff gar nicht im Theater glaubhaft transportieren kann?
Gregor Seyffert: Dies ist nicht der Grund, obwohl uns Film sicher hilft, eine schnelle Brücke zu einem anderen Ort oder einer anderen Zeit zu schlagen, ohne den Apparat des Theaters zu überfordern. Die Sehgewohnheiten haben sich zudem sehr verändert und es gibt durch das Kino ein gewisses Selbstverständnis neuen Medien und digitalen Bilderwelten gegenüber. Mich interessierte aber vorrangig der Aspekt, wie ich eine Geschichte, in dem Fall die des Romans „In 80 Tagen um die Welt“ erzählen kann, ohne eine bloße Bebilderung des Textes zu vollziehen. Dafür fand ich eine Rahmenhandlung, in der eine Filmcrew den Stoff sozusagen im Theater verfilmt. Dies eröffnete mir völlig neue Handlungsebenen und Konfliktfelder, die dem Zuschauer eine fiktive, innere Welt des Theaters und des Filmes präsentieren. Zumal ich damit relativ zeitlos agieren kann und nicht ausschließlich in den zeitlichen Vorgaben des Romans verhaftet bin.
Mit der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig unter der Leitung von Prof. Wutka habe ich glücklicherweise einen kompetenten Partner gefunden, der mir diese Filmarbeit ermöglichte.
Prof. Dr. Strabel: Sie versuchen also, den Zuschauer gleich auf mehrere Reisen mit zu nehmen. Wie sehr interessiert Sie, den Besucher gut zu unterhalten?
Gregor Seyffert: Der Begriff ‚Unterhaltung’ meint in diesem Zusammenhang für mich, eine Tür zu öffnen, durch die ich meine Gäste bitte hindurchzutreten, um sich auf etwas Neues einzulassen. Wenn ich die Menschen erreichen will, brauche ich neben einer Botschaft, die Mittel, es auszudrücken und zum Gefühl der Menschen durchzudringen. Ich möchte meine Gäste verführen, mit mir an diesem Abend einen kurzen Moment lang, denselben Weg zu bestreiten. Nur bei einem schönen Spaziergang ist auch gegenseitiger Austausch möglich. In diesem intimen Moment kann ich mich und meine Ideen einbringen. Mir ist wichtig, dass die Zuschauer meine Geschichten atmen, riechen und schmecken können und etwas Sinnliches erleben, was sie berührt.
Prof. Dr. Strabel: Was besonders Ausdruck in dem umfangreichen Rahmenprogramm findet: Literarisch-kulinarische Zeitreise vor und nach der Aufführung; eine ganz reale Ballonfahrt über Dessau in der Pause, Kostproben im Foyer, ein Kaleidoskop an Eindrücken während der Aufführung... Ein Mammutprogramm!
Gregor Seyffert: Dies ist für mich keine Frage der Quantität, sondern des Gesamtkunst-werkes, welches ich meinen Gästen näher bringen möchte. Das beginnt mit der Anfahrt zum Theater, dem ersten Eindruck beim Betreten des Theatervorplatzes, geht über die Gestaltung einer konsequenten Werbelinie, bis hin zur Atmosphäre im gesamten Haus und endet hoffentlich erst Tage später, wenn der eine oder andere den Abend mit einer DVD des ‚Making Off’ zur Aufführung noch einmal zu Hause Revue passieren lässt.
Prof. Dr. Strabel: Das klingt sehr danach, eigene Ideen auch entsprechend zu vermarkten. Ihre Konzepte deuten immer darauf hin, dass die Inszenierung und die darüber entfachte Kommunikation in dem beschriebenen ganzheitlichen Theatererlebnis und als Marke wahrgenommen werden soll. Ist das erklärte Absicht?
Gregor Seyffert: Absolut. Wenn man jemanden zu Weihnachten oder zum Geburtstag ein Geschenk machen möchte, geht man ja auch nicht zum Betreffenden und sagt, ‚Ich habe vor, Dir dies und jenes zu schenken, hier ist Geld, hol’s Dir da oder dort ab.’ Ich suche zum Geschenk ein schönes, passendes Geschenkpapier, mache eine große Schleife darum und schreibe vielleicht noch ein paar liebe Zeilen. Und das, weil es mir wichtig ist. Weil ich die Person mag. Und ich tue das auch im Theater, weil ich Gäste zu mir einlade. Und als Gastgeber präsentiere ich mich entsprechend. Wenn die Besucher dann bei mir sind und zuhören, kann ich meine Gedanken und Empfindungen weitergeben.
Ohne Besucher keine Inhalte, die weitergegeben werden können, ohne Inhalte kein Theater.
Das dieses Prinzip gut funktioniert, haben die vergangenen Jahre der Gregor Seyffert Compagnie am Anhaltischen Theater gezeigt: Über 100.000 Besucher in 5 Jahren; eine Auslastung bei 90%; 80% der Vorstellungen der letzten beiden Jahre waren ausverkauft. Die Besucher honorieren die Ernsthaftigkeit, mit der ich mich um sie bemüht habe.
Prof. Dr. Strabel: Nun verliert Dessau Sie und Ihre Compagnie leider mit dem Ende dieser Spielzeit. Verliert Sachsen-Anhalt und die Region Sie damit endgültig? Wie sehen Ihre Planungen aus?
Gregor Seyffert: Ich weiß es sehr zu schätzen, was wir durch die Unterstützung vieler Menschen in den letzten Jahren in Dessau und der Region Anhalt aufbauen konnten.
Ich habe die Menschen hier sehr lieben gelernt, die Zusammenarbeit war für mich äußerst inspirierend und von großem Engagement geprägt. Gerade das Zusammenwirken mit Johannes Felsenstein, der als Generalintendant das Haus leider Ende der Spielzeit verlässt, erlaubte mir eine große künstlerische Freiheit, das erfolgreiche Konzept des Erlebnistheaters zu verwirklichen. Wir haben zahlreiche neue Besucher für das Theater gewinnen können; viele Gäste haben die Aufführungen mehrfach gesehen; es gibt eine sehr große, treue Zuschauerschar. Dies einfach wegwerfen und vergessen kann und will ich nicht.
Da es darüber hinaus interessierte Partner gibt, führen wir momentan intensive Gespräche, um in der Region und im Land Sachsen-Anhalt präsent zu bleiben. Die genaue Darstellung der Vorhaben werden wir im Sommer 2009 geben können.
Im Herbst 2009 werde ich zunächst die Inszenierung „Menschensohn“ an der Theater & Philharmonie Thüringen in Gera herausbringen, bevor ich dann ab Dezember 2009 mit dem in Dessau erarbeiteten Repertoire auf Gastspieltournee gehen werde. Mein Ziel ist es dabei auch, eine Zusammenarbeit mit den Tänzern der Gregor Seyffert Compagnie Dessau, die maßgeblich am Erfolg der hier geleisteten Arbeit beteiligt waren und ohne die diese schönen, erfolgreichen Jahre nicht möglich gewesen wäre, fortzuführen. Darauf freue ich mich besonders.
Prof. Dr. Strabel: Herr Seyffert, ich bedanke mich herzlich für dieses Gespräch.
Das Interview führte Prof. Dr. Ralf Stabel, Tanzwissenschaftler